Sud 52
52 | ![]() |
Biertyp | Lagerbier, halbdunkel |
Bierart | unterg. |
Stammwürze°P | 11,0% |
Alkohol%Vol | 4,4 |
Brautag | 26.5.22 |
Anstich | |
Ursprung | Böhmen |
Malze | Pilsner, Best RedX®, Karamellmalz |
Hopfen | Sládek, Saazer |
Geschmack | |
Trinktemp.°C | |
![]() |
Was für ein Bier ist das?…
Das Granát
ist ein halbdunkles, rötlich schimmerndes Lagerbier und kann wohl als einer der böhmischen Bierklassiker bezeichnet werden. Der Legende nach wurde es 1884 in der Smíchover-Aktienbrauerei (der heutigen Staropramen-Brauerei) im gleichnamigen Prager Industrie- und Arbeitervorort erdacht und war vor allem Anfang des 20. Jh’s äußerst populär.
„Bömische Granate“
Was bei einem alkoholischen Getränk vielleicht an eine Art Warnhinweis oder Spitznamen hinsichtlich eines besonders alkoholstarken Vertreters seiner Zunft denken lässt, ist tatsächlich der Name eines bestimmten Edelsteins, welcher einst vor allem im Böhmischen Mittelgebirge gefunden wurde.
Die tiefroten Schmucksteine, die man gemeinhin mit dem Namen Granat assoziiert, sind tatsächlich eine bestimmte Sonderform innerhalb dieser Gruppe: Pyrope (von griechisch pyropos „feurig“). Diese waren der Herkunft nach europaweit als „Böhmischer Granat“ bekannt.
Dabei ist es – zumindest der Legende der böhmischen Schmuckindustrie nach – wohl so, dass dieser böhmische Edelstein im nationalen Bewusstsein so tief verankert und mit einer bestimmten Farbvorstellung behaftet ist, wie bei uns etwa der Begriff Bernstein ganz automatisch mit einer bestimmten Bierfarbe
Für ein tiefes Rot würde bei uns vielleicht eher der Begriff Rubin eine entsprechende Farbassoziation auslösen?… wobei dieser Begriff bei böhmischen Bieren tatsächlich aber ebenso Verwendung findet. Allerdings scheint
Rubín
für noch etwas dunklere Biere reserviert: während ein Granát
(sofern vermerkt) oft als polotmavé (halbdunkel) untertitelt ist, findet sich bei Rubín
eher ein tmavé pivo. verknüpft würde, ohne dass man dies noch zusätzlich auf dem Etikett vermerken müsste.
Nun war aber ein rötlicherEin gewisser Rotton ist (außer bei ganz hellen Vertretern) im Bier eigentlich fast immer präsent; und dunkleren Bieren wird oft auch die Eigenschaft zugesprochen, irgendwie rot zu sein – wie etwa beim irischen
Red Ale
…
Und auch wenn man beim Granát
vermutlich bemüht war, einen besonders eindrucksvollen, kräftigen Rotton zu erzeugen, stünde dies durchaus in der Tradition älterer Bierstile (wie etwa das Nürnberger Rotbier
belegt…). , „granatfarbener“ Ton bei (halb-) dunklen Bieren wahrscheinlich auch damals nicht wirklich ungewöhnlich oder neu – so dass der Smíchover Brauerei hier wohl vor allem die Schaffung eines besonders griffigen Namens zuzuschreiben ist. Etiketten aus alter wie neuer Zeit belegen klar, dass ein
Granát
auch bei vielen anderen Brauereien zum Produktkanon gehört. Selbst in Deutschland ist (und, sofern man dem Marketing Glauben schenkt, war!) der Begriff Granat durchaus präsent.
Die Assoziation zum Edelstein ausnutzend, wird das Granát
manchmal als der „edlere Bruder“ des jeweiligen Standard-Lagers der Brauerei vermarktet. Und weil in Böhmen die Güte eines Bieres traditionell in erster Linie am StammwürzegehaltFrüher war es üblich (möglicherweise vorgeschrieben), dass der Stammwürzegehalt des Bieres klar ersichtlich war. Auf jedem Etikett und an jedem Ausschank war die Angabe zu finden (und meist wurden auch mindestens zwei verschieden starke Biere ausgeschenkt). Das normale „Trinkbier“ in der Kneipe war das leichte zehner Schankbier (desítka, výčepní), wohingegen ein Zwölfer (dvanástka) als Lager (ležák) das „feinere“ Getränk darstellte. Höhere Stammwürzezahlen wurden eher als Festbier (auch als Weihnachts- oder Oster-Bier) gebraut. Sagt man einem (älteren) Tschechen, man würde Bier brauen, wird man spontan nach der Gradzahl gefragt!…
Heute ist diese Angabe allerdings weitgehend verschwunden – und die Brauereien haben wohl oftmals den Stammwürzegehalt ihre Biere leicht angepasst. Die althergebrachte (nun manchmal falsche) Einordnung lebt aber in gewisser Weise noch immer fort… festgemacht wird (oder wurde), wird es normalerweise mindestens zwölfgradig eingebraut.
Schnell noch gebraut, damit es über den Sommer reicht…
![]() |
![]() |
![]() |
Urheberrechtliche Hinweise:
Sämtliches nicht eigenes Bildmaterial entstammt den Wikimedia-Commons und wurde unter einer freien Lizenz veröffentlicht. Davon abweichend
-
- wurde die in der Überschrift verwendete Schriftart "TGL 0-1451 Engschrift" von Peter Wiegel entworfen und ist bei dafont.com als 100% free veröffentlicht
- stammt das Bild der vielen kleinen Pyrope von Jan Helebrant und ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 generisch“ (US-amerikanisch) lizenziert
- steht das Etikett zum freien Download bereit - jegliche kommerzielle Verwendung ist untersagt!